Autor: Markus Frutig | Inoveris

Interview mit Michael Kummer, Geschäftsführer Küffer Elektro-Technik AG

An der 14. «maintenance Schweiz» Fachmesse, dem zentralen Event der Schweizer Instandhaltungsbranche vom 17. – 18. November 2021 in Zürich zeigen u.a. führende Unternehmen ihre Neuheiten, Innovationen, Trends und branchenspezifischen Lösungen rund um Themen, wie «Predictive Maintenance» und «Data Management». Im Roundtable Interview zeigt Michael Kummer, Geschäftsführer der Küffer Elektro-Technik AG, aktuelle Trends und Erfahrungen auf.

Herr Kummer, was ist die aktuell grösste Herausforderung?
Michael Kummer: Die Agilität unserer Mitarbeiter wird von den Kunden sehr gefordert, denn sie entscheiden sehr kurzfristig, ob ein Einsatz stattfindet, verschoben wird oder ganz ausfällt. Das hat bei den Mitarbeitern eine gewisse Irritation zur Folge hinsichtlich Jobsicherheit oder Lohnausfall. Die Herausforderung besteht darin, die Mitarbeiter bei der Stange zu halten. Das heisst, wir arbeiten – so gut es geht – wie gewohnt weiter, selbstverständlich mit Abstandsregeln.

Wo steht die Branche aktuell?
Viele Hersteller haben in ihrer Lieferkette irgendwo Lücken, die Lieferfristen werden länger. Da der Kunde aber immer kurzfristiger entscheidet, wird die Ersatzteilbeschaffung keine Alternative mehr sein, sondern eben die Reparatur. Wir arbeiten daher verstärkt mit Schweizer Herstellern zusammen, die über die nötigen Ressourcen verfügen. Die sind dann zwar etwas teurer aber lieferfähig. 

Welche sind Ihre Unternehmens-Ziele 2022?

Unser Ziel für das kommende Jahr wird sein, uns fit zu machen, damit wir so flexibel wie möglich auf die Herausforderungen reagieren können. Instandhaltung kann bekanntlich nur aufgeschoben und nicht aufgehoben werden.

 

Welche Neuheiten, Trends und neue Technologien beschäftigen Sie?
Im Sommer 2020 haben wir die ersten Synchron Reluktanz-Motoren nach IE4-Technologie zur Revision erhalten und konnten feststellen, dass wir unsere Hausaufgaben gemacht haben, da unsere Fachkräfte mit dem nötigen Spezialwerkzeug die Reparaturen durchführen konnten.

 

Wo liegen die Herausforderungen und Erfahrungen?
Bei den Themen Industrie 4.0, Predictive Maintenance und Augmented Reality bieten wir unseren Kunden Lösungen an, die sie einsetzen können und die ihnen einen Mehrwert bringen. Aber hier gibt es noch Luft nach oben. Denn die Hemmschwelle scheint noch hoch zu sein sowie die Befürchtung, dass durch diese Technologien Arbeitsplätze verdrängt werden oder sogar verschwinden. Wir sehen zwar, dass die Analytikseite bereit wäre, die Datenströme zu analysieren und Mehrwert zu entwickeln, aber es werden keine Pilotprojekte initiiert.

Welche Highlights präsentieren Sie an der maintenance Schweiz?
Wir präsentieren schlussendlich unser Netzwerk, also die fünf Partnerfirmen und unsere Mitarbeiter. Denn wir sind überzeugt, dass in der Instandhaltung das Fachwissen sowie das Vertrauen massgebend sind. Daher stellen wir nicht Produkte aus, sondern unsere Mitarbeitenden zeigen ihr Gesicht, um bei unseren Kunden Vertrauen zu schaffen und ihnen unsere aktuellen Projekte vorzustellen und zu erklären.

Warum sollte man als Fachbesucher unbedingt an die «maintenance Schweiz» 2021 kommen?
Was gibt es Effizienteres als an einem Tag auf der Maintenance alle seine Lieferanten und Partnerbetriebe zu treffen und sich mit ihnen auszutauschen? Mit dem Schutzkonzept ist dies eine sichere Möglichkeit, das Netzwerk trotz aller Schwierigkeiten aufrechtzuerhalten. 

Was bedeutet der Trend zu mehr Retrofit?
Wenn die wirtschaftliche Situation weiter angespannt bleibt, wird sich das sicherlich nicht positiv für die Hersteller auswirken. Die Lieferzeiten von Neuteilen könnten sich weiter hinauszögern. Es könnte sogar zu einer Lieferunfähigkeit kommen, was sich dann sicherlich für Reparatur-Lösungen positiv auswirken wird. 

Ist «Predictive Maintenance» überall angekommen?
Der Weg geht schon hin zum Predictive Maintenance. Das heisst, wenn wir Schlüsselbauteile einer Maschine die zu einem ungeplanten Ausfall führen können, mit der entsprechenden Sensorik ausrüsten; also einen Datenstrom generieren, den wir per IoT (Internet of Things) in die Cloud bringen und dort durch «Analytic Tools» analysieren lassen, können wir vorausschauend sagen, welche Komponente zu welchem Zeitpunkt gewartet werden muss.

Wie gehen Sie das Thema Nachwuchsförderung an – und die Verbände?
Aus meiner Sicht ist die Instandhaltung nicht gut vertreten als Branche und auch nicht gut vernetzt. Wir engagieren uns zwar in verschiedenen Verbänden, aber ich sehe da noch einiges an Handlungsbedarf. Der Branchenverband fm pro beispielsweise bildet leider lediglich eine Weiterbildungsmöglichkeit ab, und zwar zum Instandhaltungs-Fachmann und zum Instandhaltungsleiter. Aber die Grundausbildung wird nicht genug gefördert – ein grosses Manko, das wir gegenüber der Verbandsspitze bereits thematisiert haben. Das Thema Facility Management hat leider eine grössere Gewichtung als das Thema Maintenance.

Wie gestalten Sie bzw. sollten wir alle die Messe der Zukunft gestalten?
Ich fände es wichtig, dass eine grössere Vielfalt an Marktteilnehmern auf der Messe vertreten ist. Das würde sicherlich noch mehr Gäste anziehen. In Bezug auf die Digitalisierung ist die Messe gut aufgestellt mit der bereits angesprochenen Visit Connect App oder den Datenpunkten, wo Broschüren elektronisch heruntergeladen werden können.

in Kooperation mit Inoveris

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